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Größter Retentionsbodenfilter Deutschlands an der Kläranlage Aachen-Soers in Betrieb genommen

Der Wasserverband Eifel-Rur hat vor der Kläranlage Aachen-Soers einen Retentionsbodenfilter errichtet. Er umfasst eine Fläche von 15.000 Quadratmetern Filterfläche und hat ein Füllvolumen von 37.000 Kubikmetern. Es ist damit der größte Bodenfilter seiner Art in Deutschland. Durch den Retentionsbodenfilter wird die benachbarte Wurm deutlich entlastet. Abwasser aus dem benachbarten Regenüberlaufbecken wird weitergehend gereinigt, die Anzahl der Abschläge in die Wurm wird drastisch verringert, ebenso erfolgen die Abschläge gedrosselt, sodass die schwallartige Belastung des Flusses entfällt. Dieser Bodenfilter wurde heute in Betrieb genommen.

Der Wasserverband setzt damit seine Bemühungen fort, die Gewässergüte der Wurm nachhaltig zu verbessern. „Wir treten ein für die ambitionierten Ziele der kommunalen Abwasserrichtlinie, aber auch der EG-Rahmenrichtlinie, und wir fördern einen guten ökologischen Zustand in unseren Gewässern und deren Biodiversität“, erklärte Dr. Joachim Reichert, Vorstand des WVER.

Dies bekräftigte auch Frank-Peter Ullrich, Verbandsratsvorsitzender und Bürgermeister der Stadt Düren: „Der Wasserverband Eifel-Rur zeigt mit dieser Investition von fast 20 Mio. Euro, dass er seinen Auftrag zum Schutz der Mitglieder und zur Erhaltung der Gewässergüte ernst nimmt. Es geht hier um ein gesünderes Lebensumfeld, es geht darum, die Ressourcen, die wir haben, zu erhalten und auch für spätere Generationen zu bewahren.“

Die Präsidentin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), Elke Reichert, unterstrich die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zum Schutz der Gewässergüte: „Gerade bei stärkeren Regenfällen reicht es heute an vielen Stellen nicht mehr aus, das Wasser nur mit einem Regenüberlaufbecken zu behandeln, wie man es früher gemacht hat. Deswegen ist es so wichtig, dass nach und nach immer mehr Retentionsbodenfilter gebaut werden.“

Auch die Stadt Aachen begrüßte ausdrücklich des Gewässerschutz durch den neuen Retentionsbodenfilter. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen erklärt dazu: „Mein besonderer Dank gilt dem Wasserverband Eifel-Rur und allen, die dieses Projekt mit großem Engagement und Know-how umgesetzt haben. Mit der Inbetriebnahme des größten Retentionsbodenfilters Deutschlands hier an der Kläranlage Aachen-Soers setzen wir ein starkes Zeichen für den Umweltschutz und die nachhaltige Verbesserung unserer Wasserqualität. Eine saubere, intakte Umwelt ist längst zu einem entscheidenden Standortfaktor geworden, der sowohl Gewerbe als auch Investoren anzieht.“

Veranlassung

Die Kläranlage Aachen-Soers reinigt einen großen Teil der kommunalen und gewerblichen Abwässer der Stadt Aachen sowie die der angeschlossenen Industrie. Hinzu kommt Abwasser aus einem Teilbereich von Würselen. Da Schmutzwasser und Regenwasser in weiten Bereichen dieses Einzugsgebiets nicht getrennt sind, führt dies bei starken Regenfällen zu einem Zufluss, der die Aufnahmekapazität der Kläranlage (3.000 Liter/sec) überschreitet. Deswegen gibt es auf der Anlage entsprechende Rückhaltebecken und vor der Anlage ein im Jahr 2005 in Betrieb genommenes Regenüberlaufbecken (RÜB). Insgesamt steht ein Speichervolumen von 26.000 Kubikmetern zur Verfügung. Selbst dieses reicht bei vielen Regenereignissen nicht aus, so dass Mischwasser unter definierten Umständen aus dem Regenüberlaufbecken in die Wurm eingeleitet werden durfte. Es handelt sich dabei dann um stark durch Regenwasser verdünntes Abwasser, aus dem sich die Feststoffe zum großen Teil schon auf dem Beckenboden abgesetzt haben.

Inzwischen entsprach dieses Vorgehen jedoch nicht mehr den weitergehenden Anforderungen zur Sicherstellung der Gewässergüte der Wurm. Das durch das RÜB einzuleitende Abschlagswasser ist weitergehend zu reinigen, bevor es in den Fluss entlassen wird. Außerdem kommt es durch den Abschlag auch zu schwallartigen Abflüssen, die zu einer starken stoßweisen hydraulischen Belastung der Wurm führen.

Funktionsweise des Retentionsbodenfilters

Der Wasserverband Eifel-Rur als Betreiber der Kläranlage hat daher auf der Freifläche vor dem Regenüberlaufbecken einen so genannten „Retentionsbodenfilter“ errichten. Dieser verfügt über ein Fassungsvermögen von 37.000 Kubikmetern und besteht aus sechs einzelnen Becken mit einer Filterfläche von zusammen 15.000 Quadratmetern, auf deren Sohle sich eine abwasserdurchlässige Filterschicht befindet. In dieser Filterschicht entfernen Mikroorganismen die noch im Mischwasser enthaltenen gelösten Schmutzstoffe. Damit wird das Mischwasser weitergehend biologisch gereinigt. Erst nachdem das Wasser die Filterschicht durchsickert hat, gelangt es in die Wurm. Durch die Speicherkapazität der Becken wird der Abfluss zudem gedrosselt, sodass die hydraulische Belastung der Wurm verringert wird. Zur Auflockerung der Filterschicht wurde flächendeckend Schilf eingepflanzt, was dem Becken optisch einen „Reisfeldcharakter“ verleiht.

Die Rinnen, mit denen das Abschlagswasser aus dem Regenüberlaufbecken in
die sechs Bodenfilterbecken geführt wird, bestehen aus Beton. Allerdings ragen
keine Betonbauwerke über die Geländeoberkante heraus.

Bauablauf

Bevor der Wasserverband mit dem Bau der Becken und den dafür notwendigen Erdarbeiten beginnen konnte, waren vorbereitende Arbeiten notwendig. Es erfolgte zunächst eine Kampfmitteluntersuchung, da auch hier noch mit Resten von Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg zu rechnen war. Daran schlossen sich archäologische Untersuchungen an.

Da die Wiese, in die der Bodenfilter hinein errichtet wurde, zur Wurm hin leicht abschüssig ist, musste zunächst im Bereich der Straße etwa ein Meter Erdreich abgetragen werden. In Nähe der Wurm wurde ein Damm von bis zu zwei Metern aufgeschüttet. Der Damm hat eine schwache Böschung und wurde begrünt.

Der Bodenfilter wurde aus Sicherheitsgründen komplett mit einem zwei Meter hohen grünen Stabgitterzaun eingezäunt.

Außerdem wurde zu den Häusern der benachbarten Siedlung „Hochbrück“ eine Spundwand in den Boden getrieben, die ein Abfließen von Grundwasser aus der Siedlung in Richtung des Bodenfilters und damit Setzungsbewegungen an den Häusern verhindert. Die Spundwand bleibt dauerhaft bestehen. Sie wurde komplett ins Erdreich gerammt, sodass sie nicht zu sehen ist. Entlang dieser Wand wird das Grundwasser nun in Richtung Wurm abgeleitet, sodass kein Aufstau unter der Siedlung „Hochbrück“ entstehen kann.

Nach Erstellung der Spundwand begannen die Erdarbeiten zur Errichtung der Retentionsbodenfilterbecken sowie die Betonierung der Zuleitungskanäle.

In die Becken wurden schließlich die Schilfpflanzen eingebracht; nach einer entsprechenden Aufwuchsphase kann das Becken nun offiziell in Betrieb genommen werden.

Bauzeiten

  • 19.05.2016: Planungsauftrag wurde an ein Ingenieurbüro erteilt.
  • 09.12.2016: Der Genehmigungsantrag konnte eingereicht werden.
  • 14.03.2018: Erteilung der Genehmigung durch die Bezirksregierung Köln
  • 14.02.2021: Baubeginn
  • 05.12.2023: Baufertigstellung (April/Mai 2022: Bepflanzung der Becken mit Schilf)
  • 03.06.2024: Das Becken kann seinen Betrieb aufnehmen.

Investitionsvolumen

Das zur Verfügung stehenden Budget zum Bau des Beckens betrug 19 Mio. Euro.
Voraussichtliche tatsächliche Investitionssumme: 17,212 Mio. Euro
Landesförderung: ca. 6,3 Mio. Euro

V. l. Elke Reichert, Präsidentin des LANUV, Dr. Joachim Reichert, Vorstand des WVER, Sibylle Keupen, Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen, und Frank Peter Ullrich, Verbandsratsvorsitzender des WVER und Bürgermeister der Stadt Düren, nehmen den Retentionsbodenfilter an der Kläranlage Aachen-Soers per Knopfdruck offiziell in Betrieb.
Nach dem Knopfdruck läuft Wasser durch die geöffnete Klappe in eine der sechs Filterkammern des Retentionsbodenfilters ein.
Blick in eine der sechs Filterkammern des Retentionsbodenfilters Soers
Nach der offiziellen Inbetriebnahme hatten die Gäste in Kleingruppen die Möglichkeit, sich die Funktion des Retentionsbodenfilters erklären zu lassen.

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