Ingenieursgeschick und ein ausgeklügeltes System
Die Zeiten, in denen Abwasser und Fäkalien gedankenlos vor dem Haus im Rinnstein oder im nächsten Fluss entsorgt wurden, liegen zum Glück lange zurück. Heute schützt ein ausgefeiltes Kanalsystem unser Grundwasser und unsere Gewässer. Zum Aufgabenspektrum der Abwasseraufbereitung gehört somit auch der Betrieb von Kanalnetzen und der dort vorhandenen „Sonderbauwerke“, wie Stauraumkanäle und Regenrückhaltebecken. Davon betreiben wir rund 800 Stück im gesamten Verbandsgebiet.
Die Kanalnetze in Wohn- und Industriegebieten liegen auf Grundlage des Verbandsgesetzes in der Zuständigkeit unserer Mitgliedskommunen. Der WVER ist lediglich für bestimmte Transportsammler im Verbandsgebiet zuständig, die das Abwasser aus den Kanalnetzen der Kommunen sowie der Industriemitglieder zur Kläranlage weiterleiten. Insgesamt beträgt die Länge der durch den WVER betrieben Transportsammler 110 Kilometer.
Regenwasser-Management: Logistische Meisterleistung
Da das Kanalnetz neben dem Abwasser zum Teil auch Regenwasser aufnimmt, unterscheidet man zwischen:
- Mischkanalisation: Schmutzwasser und Regenwasser werden in einem Kanal abgeleitet – das ist in dicht besiedelten Gebieten oftmals die Regel.
- Trennkanalisation: Es gibt zwei getrennte Kanalnetze – eines für gering belastetes Regenwasser und ein anderes für das Schmutzwasser. Der Regenwasserkanal führt, nach gegebenenfalls erforderlicher Vorreinigung durch ein Regenklärbecken, das im Zuständigkeitsbereich der Kommunen liegt, unmittelbar zum Gewässer. Diese Form der Kanalisation ist häufig in Neubaugebieten und eher ländlichen Regionen zu finden.
Regenwetter ist vor allem eine Herausforderung für die Mischkanalisation, denn nicht nur die Kanäle selber, auch die Kläranlagen stoßen irgendwann an ihre Auslegungsgrenzen. Damit das unbehandelte Abwasser auch im Starkregenfall nicht durch ein unkontrolliertes Überlaufen in unseren Gewässern landet, verhindern Regenüberlaufbecken und Stauraumkanäle ein Kollabieren des Systems. Beide sind Zwischenspeicher für die bei Regenfällen auftretenden enormen Mischwassermengen. Wenn der Regen nachlässt, fließt das gespeicherte Wasser nach und nach in Richtung Kläranlage ab. Weiterer Vorteil: Schmutzstoffe sinken in den Regenüberlaufbecken bereits zu Boden – sollte also auch deren Speicherkapazitäten ausgereizt sein, kann das so mechanisch vorgeklärte Abwasser im Notfall in ein angrenzendes Gewässer abgeleitet werden. Gerade im Einzugsbereich von Trinkwassergewinnungsanlagen, in der Nähe von Quellen oder bei kleineren Gewässern schalten wir den Regenrückhaltebecken als weitere Reinigungsmöglichkeit einen biologisch wirkenden Bodenfilter nach.