Laut Definition ist eine Umstrukturierung ein organisatorischer Richtungswechsel, bei dem bisherige betriebliche Prozesse und Strukturen hinterfragt und neu gestaltet werden. So jüngst auch im Dezernat 4 des WVER geschehen – nicht als Richtungswechsel, sondern als Optimierung vorhandener Abläufe und Aufteilungen. Im Gespräch erläutert Dezernent Dr. Gerd Demny die Veränderungen sowie die zugrundeliegende Vision:
Herr Dr. Demny, seit dem 1. Februar hat der WVER ein neues Organigramm mit grundlegenden Veränderungen in Ihrem Verantwortungsbereich. Was hat sich getan?
Bis dato war ich in Personalunion die Stabsstellenleitung 0.8 „Planen und Bauen von Abwasseranlagen“ sowie die Dezernatsleitung von Dezernat 4. Nun wurde die Stabsstelle als zusätzlicher Unternehmensbereich in unser Dezernat überführt, und wir sind somit für alle Investitionsprojekte beim Verband zuständig. Diesem neuen Schwerpunkt haben wir mit der Umbenennung des Dezernates in „Gewässer und Investitionsprojekte“ Rechnung getragen.
Aber nicht nur das hat sich strukturell verändert. Wir denken die Zusammenarbeit der einzelnen Unternehmensbereiche neu und haben sie logischer aufeinander aufgebaut. Über Jahre gewachsene Strukturen wurden auf Sinnhaftigkeit überprüft und gemeinsam weiterentwickelt.
Was bedeutet das konkret?
Wir haben die unterschiedlichen Elemente unserer Arbeit sinnvoller aufeinander aufgebaut: Das Fundament bilden die Bereiche, die Daten erfassen, sammeln und aufbereiten – darauf fußen alle weiteren Arbeitsschritte. Auf dieser Basis erarbeitet die Grundlagenplanung Konzepte, welche Bau- und Sanierungsprojekte künftig erforderlich werden, um die Anlagen des Verbandes für die kommenden Herausforderungen, wie z.B. den Klimawandel oder steigenden Umweltanforderungen fit zu machen. Die Umsetzung der Projekte für Abwasseranlagen, Gewässer und Talsperren obliegt dann den planenden und bauenden Unternehmensbereichen im Dezernat 4. Zuletzt werden die gebauten Anlagen, Bauwerke oder Strukturen an die Teams der Betriebe übergeben, wobei die Talsperren und Gewässer auch weiter-hin im Dezernat 4 betrieben bzw. unterhalten werden. Wenn sich nun im Betrieb etwas verändert – Anforderungen und Vorgaben neue Anpassungen notwendig werden lassen oder sich der Bauwerkszustand verschlechtert – so startet der gerade beschriebene Ablauf erneut.
Die Unternehmensbereiche bauen auch im neuen Organigramm entsprechend aufeinander auf: Wenn man das Organigramm von unten nach oben liest, dann beginnt es mit den beiden Unternehmensbereichen, die wasserwirtschaftliches, biologisches und chemisches Wissen generieren. Dann geht es weiter über die Konzepterstellung in der Grundlagenplanung bis hin zur Projektumsetzung. Die Klammer um diesen Gesamtprozess bildet das neu eingerichtete Investitionsmanagement.
Welche Funktion hat der Investitionsmanager?
In der Stabsstelle 4.02 ist neben der Begleitung und Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie nun auch das Investitionsmanagement des Verbands angesiedelt: Betrieb und Grundlagenabteilungen generieren Projekte und schlagen Umsetzungszeiträume vor. Der Investitionsmanager arbeitet diese in den Wirtschaftsplan ein und berücksichtigt bereits gebundene Personalressourcen und finanzielle Kapazitäten. Er bringt die Anforderungen in die richtige Gewichtung und das für alle technischen Projekte des Verbandes aus den Bereichen Abwasser, Gewässer und Talsperren.
Haben Sie vielleicht konkrete Beispiele für uns?
Ich versuche einige Veränderungen exemplarisch herauszugreifen, werde aber dennoch etwas ausholen zu müssen: Fangen wir doch mit den GIS-Kolleginnen und -Kollegen aus 4.6 an: Sie sind nun ausschließlich für die Geodaten und unsere Fachinformationssysteme – wie z.B. das Geoportal – da. Alle Modellierungen und Berechnungen macht nun der Unternehmensbereich 4.4. für seine Konzepte in der Grundlagenplanung. Die Pläne, die hier z.B. zur Dimensionierung von Gewässern im Hinblick auf Hochwasserschutz entstehen, modellieren die entsprechenden Kolleginnen und Kollegen in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Gebietsingenieuren des UB 4.2 (Gewässer).
Der Bereich „Bauwerks- und Kanalsanierung“ im neuen UB 4.4 „Grundlagenplanung“ beurteilt den Zu-stand der Anlagen und Kanalbauwerke im Hinblick auf etwaige Betonschäden und erstellt die nötigen Sanierungskonzepte auf Basis der Gutachten. Kleinere Projekte können die KollegInnen und Kollegen in Eigenregie umsetzen, um Bauwerke zu erhalten. Ab einer gewissen Größenordnung werden die Projekte an den Bereich 4.3 „Planen und Bauen“ übergeben. Der Kerngedanke der Grundlagenplanung ist, dass alle drei Sachgebiete – Hochwasserschutz/Siedlungsentwässerung, Abwasserreinigung sowie Bauwerks- und Kanalsanierung – dabei Hand in Hand arbeiten: Muss ein Kanal saniert werden, werden die Kollegen um Dr. Torsten Rose um ihre Expertise gebeten, ob dieser auch hydraulisch optimiert werden muss. Diese prüfen das, und in der Projektanmeldung wird dann beides berücksichtig: Sanierung oder hydraulische Aufwertung. So wird die Zusammenarbeit deutlich optimiert.
Auf einen ähnlichen Optimierungseffekt bauen wir durch die Etablierung von Spezialisten-Teams bei Leuchtturmprojekten des Verbands im Baubereich: Ein Beispiel ist die Sanierung des Sammlers in Düren. Kollegen mit der entsprechenden Expertise befassen sich dann zukünftig ausschließlich mit herausfordernden Projekten dieser Art.
Und es gibt eine neue Stabsstelle im Dezernat 4: Welche Aufgaben werden zukünftig hier angesiedelt sein?
Die Stabsstelle 4.03 Bau- und Betriebsmanagement wird mich entlasten, in dem sie einen Teil meiner Funktionen übernimmt und zwar in der Hauptsache bei den in der Bauausführung befindlichen Projekten sowie bei den betrieblichen Belangen des Dezernates 4. Ich freue mich sehr, dass wir mit Herrn Dr. Kaleß eine Persönlichkeit im eigenen Hause gefunden haben, die diese Aufgabe wirkungsvoll ausgestalten wird. Ich selber werde mich dann künftig stärker in den Themenfeldern engagieren können, die für die Entstehung von Projekten wichtig sind, also Strategie, Bewirtschaftungsplanung und Konzepterstellung sowie Genehmigung und Finanzierung.
In der Theorie klingt das sehr stimmig, aber die Personaldecke wirkt noch recht dünn für die Vielzahl der angedachten Aufgaben: Haben wir genug Personal für diese Reorganisation?
Die Umstrukturierung wird sicherlich nicht von jetzt auf gleich die gemeinsam erarbeitete Vision gänzlich mit Leben füllen können – personell werden einige Bereiche nun sukzessive aufgebaut. Nehmen wir zum Beispiel noch einmal die GIS-Kolleginnen und -Kollegen im UB 4.6: Der Kollege Alexander Esch erschließt hier gerade, als Experte für Drohnentechnik, ein Zukunftsfeld. Alleine wird er dem Verbandsbedarf sicherlich nicht gerecht werden können. Dieser Bereich soll somit langfristig zur Keimzelle für Spezialisten im Bereich Geoinformation und Vermessung werden. Auch die Kolleginnen und Kollegen, die sich mit der Zustandserfassung und Dimensionierung unserer Anlagen im Grundlagenbereich (UB 4.4) befassen, werden zeitnah Unterstützung brauchen, insbesondere für die Bauwerks- und Kanalsanierung. Daher können die angedachten Aufgaben immer nur soweit übernommen werden, wie auch die erforderlichen Ressourcen mitwachsen.
Solche grundlegenden Umgestaltungen der Zusammenarbeit müssen ja mit und an der Basis entstehen: Wer war an diesem Veränderungsprozess beteiligt?
Ja, das muss von allen getragen werden. Die Umstrukturierungen haben wir uns auf der Leitungsebene nicht einfach ausgedacht. Diese grundlegenden organisatorischen Veränderungen gehen aus einer zweijährigen IZS-Maßnahme hervor, die vor allem eine Verbesserung der Investitionsplanung beim WVER zum Ziel hatte. Eine fachübergreifende neunköpfige Arbeitsgruppe hat das Konzept in vielen Workshops erarbeitet, und ich bin stolz darauf, dass es uns gelungen ist, gemeinsam eine zukunftsweisende Struktur geschaffen zu haben.
Vielen Dank für das Gespräch!